LinkedIn Newsletter Beitrag 4

10. April 2024

Fight-Flight-Freeze – Eine alternative Haltung

Dieses Jahr verbrachte ich die Osterfeiertage an einem spirituellen Ort, Goloka Dhama, eine Erfahrung, die mich tief berührt und inspiriert hat. Besonders prägend war die Begegnung mit dem Mönch S.B. Keshava Swami, der mir seinen Leitfaden über die Bhagavad Gita schenkte. Dieses Werk hat mich seither nicht mehr losgelassen und inspiriert diesen Newsletter Beitrag – sicherlich nicht der letzte zu diesem Thema.

In meiner Jugend und als junge Erwachsene schienen meine Freundschaften immer harmonisch zu sein. Das lag nicht daran, dass es keine Konflikte gab, diese wurden nur nicht offen ausgetragen. Ich tendierte dazu, meine Bedürfnisse für mich zu behalten und Meinungsverschiedenheiten zu meiden, bis sie unerträglich wurden. Wenn mich etwas ärgerte, trug ich es solange mit mir herum bis ich es nicht mehr aushielt.

Rückblickend erkenne ich, dass mir die Fähigkeit zur Selbstreflexion fehlte. Anstatt das Gespräch zu suchen, vermied ich Konflikte, riskierte damit Freundschaften und verlor sie sogar – alles aus Angst vor Auseinandersetzungen. Ich habe nicht erkannt, dass Konflikte ein normaler und wichtiger Teil zwischenmenschlicher Beziehungen sind.

Dies führte dazu, dass ich Problemen aus dem Weg ging, ein Muster, das ich erst viel später bewusst erkennen konnte.

Muster bewusst erkennen: Fight-Flight-Freeze

Wenn wir mit Verhaltensweisen konfrontiert werden, die für uns schwer zu verstehen scheinen, verfallen wir unseren Denk- und Verhaltensmustern. Mustern, die uns gedient haben. Mustern, die das Überleben unserer Vorfahren sicherten. Wir tragen generationenübergreifende Muster in uns, die uns helfen, die Welt um uns herum zu verstehen. Diese Muster mögen unlogisch erscheinen und reichen von Distanzierung und Vermeidung (Flight), Konfrontation (Fight) bis hin zu Prokrastination (Freeze).

Besonders die Flucht („Flight“) ist eine häufige instinktive Reaktion. Es erscheint logisch, uns aus der Situation zu entfernen, Abstand zu nehmen aus der unangenehmen Situation.

Dies kann z.B so aussehen:

  • Rückzug aus Beziehungen bei den ersten Schwierigkeiten
  • Kündigung des Jobs bei ersten Problemanzeichen
  • Einem Kollegen aus dem Weg gehen, der immer so kritische Fragen stellt
  • Bei hitzigen Diskussionen den Raum verlassen

Wenn Beziehungen schwierig werden, ist es leichter, ihnen den Rücken zu kehren.

In solchen Fällen neigen wir vielleicht dazu, die Schuld anderen zuzuweisen, um unser eigenes Verhalten zu rechtfertigen.

  • Die Chefin ist der Grund für meine Unzufriedenheit im Job.
  • Meine Kolleg*innen sind alle so negativ eingestellt.
  • Meine Eltern haben mir das nie beigebracht.

Eine neue Perspektive auf Probleme und Herausforderungen

Bei Schwierigkeiten liegt die Frage nahe:

Warum passiert MIR das?

Aber was wenn jede Schwierigkeit, die uns begegnet, dazu bestimmt ist, uns selbst und unsere Umwelt bewusster wahrzunehmen? Uns selbst weniger wichtig zu nehmen und Mitgefühl für andere zu entwickeln? Vielleicht sind Herausforderungen ja tatsächlich dazu da, daran zu wachsen?

Ich denke, in schwierigen Zeiten sollten wir nicht die externen Umstände verändern, sondern uns auf das innere Wachstum („inner work“) konzentrieren. Wenn wir uns instinktiv aus schwierigen Situationen zurückziehen, ohne aus ihnen zu lernen oder uns weiterzuentwickeln, werden ähnliche Herausforderungen immer wiederkehren.

Die alternative Frage

Anstatt dich zu fragen: Warum passiert mir das? frag dich also lieber:

Was kann ich daraus lernen?

Reflexion

Déjà-vu:

Denke an eine wiederkehrende Situation, der du immer wieder begegnest – vielleicht ein Beziehungskonflikt, körperliche Beschwerden, ein emotionaler Zustand…

👉 Welche Lektion hast du bisher nicht gelernt, die dazu führt, dass diese Situation immer wieder auftritt?

Blick nach vorne:

Denke an eine unangenehme Situation oder ein Problem, mit dem du derzeit konfrontiert bist.

👉 Warum machst du diese Erfahrung und welche Lektionen könntest du daraus lernen?

👉 Wenn du diese Lektionen lernen würdest, wie könnte sich dein Leben verbessern?

Indem wir lernen, das Leben aus einer beobachtenden Perspektive zu betrachten und nicht nur als beteiligte Akteure, können wir anfangen, es selbst zu gestalten.

____________________

Du möchtest mit mir arbeiten?

  1. Als Einzelperson begleite ich dich bei Veränderungen im Beruf und Leben – kontaktiere mich für ein unverbindliches Kennenlerngespräch.
  2. Als Unternehmen kannst du mich für Lernformate und Moderation beauftragen  – kontaktiere mich dazu.