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28. September 2024

“Du bist schlecht führbar”

„Du bist schlecht führbar.“ Das sagte kürzlich eine Führungskraft zu meiner Klientin. Als sie mir davon erzählte, erinnerte ich mich sofort daran, dass mir dieser Satz auch mal gesagt wurde. Damals hat er mich tief getroffen, und ich konnte nachvollziehen, dass er bei meiner Klientin ähnliche Gefühle auslöste. Doch was steckt eigentlich hinter solchen Aussagen?

Was dieser Satz bei mir auslöste

Als mir gesagt wurde, ich sei “schlecht führbar” fühlte ich mich direkt entwertet. Es schien, als würde all mein Engagement und meine Eigeninitiative auf einmal negativ bewertet. Ein Gefühl der Frustration machte sich breit, gefolgt von Selbstzweifeln: Bin ich wirklich so schwierig? Wieso werde ich nicht verstanden?

Fight, Flight or Freeze?

Solche Aussagen lösen oft instinktive Reaktionen aus, die uns in den Fight-Flight-Freeze-Modus versetzen:

  • Fight: Sich verteidigen, in die Konfrontation gehen, um sich zu rechtfertigen.
  • Flight: Sich entschuldigen und versuchen, das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden.
  • Freeze: Wie erstarrt alles über sich ergehen lassen, dabei die eigenen Gefühle unterdrücken.

Das Ergebnis? Wenn man diesen Satz unreflektiert annimmt und ihn als persönliche Wahrheit übernimmt, leidet das Selbstwertgefühl. Eigeninitiative und Kreativität gehen verloren, die Motivation sinkt und mit ihr auch die Produktivität. Statt einer erfüllten, engagierten Arbeitsweise rutschen viele in eine Abwärtsspirale von Stress und Unsicherheit.

Schlimmer noch: Die Beziehung zur Führungskraft wird belastet. Was früher vielleicht ein Raum des Vertrauens (Safe Space) war, fühlt sich nun nicht mehr wie ein sicherer Ort an. Das Konzept der Psychological Safety, das Vertrauen, offen und ohne Angst vor negativen Konsequenzen sprechen zu können, gerät ins Wanken.

Reflexion und Perspektivwechsel

Statt den Satz ungefiltert zu übernehmen und an dir selbst zu zweifeln, kann es helfen, kurz innezuhalten und zu reflektieren:

  • Was genau triggert dieser Satz in mir? Ist es das Gefühl, nicht gut genug zu sein? Das Gefühl, kontrolliert zu werden und nicht selbstbestimmt zu sein?
  • Was könnte die Führungskraft wirklich meinen? Vielleicht will sie mich auf mein Verhalten aufmerksam machen, weil sie eine Veränderung im Team erwartet, ohne genau zu wissen, wie sie das kommunizieren kann.
  • Wie kann ich meine Stärken, wie Eigeninitiative oder Kreativität, in das Gespräch einbringen?

Was könnte hinter diesem Satz stecken?

  • Ausdruck von Überforderung oder Unsicherheit der Führungskraft
  • Bedürfnis nach Kontrolle oder Klarheit seitens der Führungskraft
  • Schwierigkeit, auf flexible oder eigenständige Mitarbeitende einzugehen
  • Möglicherweise spiegelt der Satz die eigene Unsicherheit der Führungskraft in ihrer Rolle wider
  • Kommunikationsprobleme oder unterschiedliche Erwartungen innerhalb des Teams

Wie mit solchen Aussagen umgehen?

  • Innerlich: Mach dir bewusst, dass dieser Satz mehr über die Person aussagen könnte, die ihn äußert, als über dich. Stärke dein Selbstbewusstsein, indem du dir deiner Kompetenzen und Stärken klar wirst. Jeder Mensch bringt individuelle Fähigkeiten ein, die im besten Fall wertgeschätzt werden sollten.
  • In der Kommunikation: Sprich den Satz offen an. Zum Beispiel: “Es hat mich etwas getroffen, als du gesagt hast, ich sei schlecht führbar. Können wir darüber sprechen, was du genau meinst? Ich möchte sicherstellen, dass wir uns gegenseitig besser verstehen und konstruktiv zusammenarbeiten.” So signalisierst du Offenheit und Bereitschaft zur Verbesserung, ohne dabei den Angriff persönlich zu nehmen.
  • Glaub nicht alles, was man dir sagt. Nur weil jemand etwas äußert, bedeutet das nicht, dass es der Wahrheit entspricht. Solche Aussagen sagen oft mehr über die Person aus, die sie trifft, als über dich selbst. Nutze diesen Moment, um innezuhalten und zu reflektieren, bevor du solche Worte übernimmst. Nutze diese Worte auch als Einladung für ein Gespräch mit deiner Führungskraft. Sprich offen über deine Wahrnehmung und über das, was diese Aussage bei dir ausgelöst hat. Das kann eine Gelegenheit sein, sich gegenseitig besser zu verstehen und in Zukunft besser zusammenzuarbeiten.

Meine Einladung an dich: Wenn dich solche Aussagen treffen oder du spürst, dass sie dich blockieren, lade ich dich ein, gemeinsam mit mir in die Reflexion zu gehen. Es kann unglaublich wertvoll sein, solche Erfahrungen nicht alleine zu verarbeiten. In einem geschützten Raum können wir gemeinsam erkunden, was hinter diesen Worten steckt, und Strategien entwickeln, um in solchen Momenten selbstbewusst und klar zu bleiben. Wir üben, wie du solche schwierigen Gespräche führen kannst – offen, respektvoll und lösungsorientiert. Du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, dass du dich gestärkt fühlst, auch in herausfordernden Situationen.


Appell und Impuls für Führungskräfte

Appell: Als Führungskraft trägst du die Verantwortung für die Entwicklung und das Wohlbefinden deines Teams. Sätze wie „Du bist schlecht führbar“ können kurzfristig Frust abbauen, doch langfristig schaden sie der Beziehung und der Motivation der Mitarbeitenden. Hinter jedem Verhalten steckt eine Motivation oder ein Bedürfnis – bei deinem Team und bei dir selbst. Nutze deine Rolle, um zu inspirieren und Potenziale zu entfalten, anstatt durch verurteilende Aussagen zu blockieren.

Impuls: Statt solche pauschalen Sätze zu verwenden, lade dich selbst ein, die Bedürfnisse hinter dem Verhalten zu erkennen und gezielt anzusprechen. Frage dich:

  • Was erwarte ich wirklich von dieser Person?
  • Wie kann ich meine Erwartungen klar und wertschätzend kommunizieren?

Versuche, Feedback als Einladung zur gemeinsamen Entwicklung zu formulieren. Ein Ansatz könnte sein: “Mir ist aufgefallen, dass wir unterschiedliche Herangehensweisen haben. Lass uns gemeinsam schauen, wie wir das optimal nutzen können und was du für deine Entwicklung brauchst.”


Teilt eure Gedanken in den Kommentaren oder via kontakt@leichtsinn.coach.

  • Wurde dieser oder ein ähnlicher Satz schon einmal zu dir gesagt? Was hat das in dir ausgelöst und wie gehst du damit um?
  • Habt ihr selbst schon einmal solche Sätze gesagt? Wie habt ihr die Reaktion darauf erlebt und was habt ihr daraus gelernt?

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